auf dem Prüfstand
Ich hoffe, es geht dir gut! Heute möchte ich etwas ganz Persönliches mit dir teilen, das mich momentan ziemlich umtreibt. Vielleicht kann meine Situation dir auch helfen, wenn du dich selbst vor schwierigen Entscheidungen wiederfindest.
Ich habe ein Angebot bekommen, nächsten Sommer wieder auf der Alp zu arbeiten und zu leben – auf derselben Alp wie im letzten Jahr. Die Aussicht, erneut in dieser traumhaft schönen Landschaft zu arbeiten und Zeit mit den Tieren und der Familie zu verbringen, klingt an sich wunderbar. Auch das Vertrauen, das mir der Alpvogt respektive die Alpgenossenschaft schenkt, fühlt sich toll an. Doch im letzten Alpsommer war die Arbeit mit und für meine Arbeitgeber ziemlich herausfordernd, da sie oft nicht ganz, bis gar nicht mit meinen Werten im Einklang stand. Mein direkter Vorgesetzter - der Alpvogt ist ein ehrlicher, freundlicher und kompetenter Mensch, aber Entscheidungen werden häufig von der Gemeinschaft der Genossenschaft getroffen, wo noch veraltete Ansichten mitschwingen. Dazu kommt, dass die Entscheidungen im Tal getroffen werden, ohne vor Ort zu sein, um die Situation zu beurteilen. Ein grosses Thema im letzten Jahr war, dass im Tal Entscheidungen getroffen wurden, die meinen Auftrag als Hirte fast verunmöglicht haben und mein Wertesystem richtig torpedierten.
An welchen Werten ich in dieser Situation festhalte
Lebenszeit
Ein Teil meiner kostbaren Lebenszeit in dieser wundervollen Landschaft und in der ermächtigenden Energie eines Alpsommers zu verbringen, ist sehr schön und wir konnten das auch geniessen. Ich frage mich, wie sinnvoll es ist, meine kostbare Zeit in einem Umfeld zu verbringen, das teilweise nicht mit meinem Wertesystem konform geht.
Ehrlichkeit und Transparenz
Der letzte Alpsommer hat gefühlt sehr transparent begonnen und ich hatte mehrheitlich nur mit meinem direkten Vorgesetzten Kontakt. Als aber immer mehr Menschen ihr Mitspracherecht einforderten, wurde die Klarheit immer trüber, was mich sehr belastet hat und mir immer wieder das Gefühl gegeben hat, die Anstellung ist nicht ganz ehrlich und auf Augenhöhe.
Empathie und Wertschätzung
Unsere Nachbarschaft in allen drei Hütten war herzlich, ehrlich, hilfsbereit und empathisch, jeder hat Hilfe angeboten und konnte sie auch annehmen. Es ist mir wichtig, in einer Umgebung zu arbeiten, in der ich echte Verbindungen schaffen und empfangen kann. In den letzten Jahren habe ich mich sehr intensiv mit meinen eigenen Werten beschäftigt und mein Leben danach ausgerichtet.
Eigenverantwortung
Zu Beginn der Alpzeit durfte ich mit dem Alpvogt gemeinsam alle Entscheidungen treffen und ich hatte lediglich einen Ansprechpartner, was für Klarheit gesorgt hat und mir das Gefühl gegeben hat, in Eigenverantwortung zu handeln. Für mein Selbstwertgefühl ist es entscheidend, dass ich in meinen eigenen Entscheidungen autonom handeln kann oder zumindest mit einem Ansprechpartner gemeinsame Entscheidungen treffen kann, die dann umgesetzt werden nach meinen Werten. Leider wurden im letzten Sommer meine Entscheidungen in Frage gestellt und dies musste ich dann über Umwege erfahren.
Freude und Spass
Der Alpsommer im Maderanertal hat mein Herz tief berührt. Ich konnte bei und mit den Tieren immer in meinen inneren Frieden einkehren. Die familiäre Gemeinschaft mit meiner Freundin und ihren Kindern schenkte uns sehr viel Geborgenheit und Gemeinschaftsgefühl. Trotz all der Arbeit und Herausforderungen sollten Spass und Freude nicht zu kurz kommen – das bringt schliesslich die Würze und die Farbe ins Leben! In jeder Alpzeit fühlte ich mich immer absolut lebendig und verbunden mit mir. Wenn aber mein Umfeld kritisch eingestellt ist und meine Entscheidungen nicht faktenbasiert angezweifelt werden, macht es keinen Spass und löst bei mir unnötigen Stress aus.
Ich möchte den letzten Sommer nicht missen; es hat mich in meinem Leben auch weitergebracht und ich möchte mit diesem Text nicht persönlich angreifen oder verurteilen. Mein Ansatz ist eher herauszufinden, wie mich ein weiterer Alpsommer in diesem Energiefeld weiterbringen kann beziehungsweise kann ich mit meinem Sein diese Alp voranbringen oder bleibt alles beim Alten?!
Wie ich an die Entscheidung herangehe
Pro- und Kontra-Liste
Die gute alte Liste! Ich habe mir die Vor- und Nachteile aufgeschrieben, um die Situation zu visualisieren und Klarheit zu gewinnen.
Zukunftsbild malen
Ich stelle mir vor, wie ein zweiter Alpsommer mit diesem Setting wirklich aussehen würde und ob dieses Bild zu meinem zukünftigen Ich passt und mich als strahlenden Älpler aus dem nächsten Sommer entlässt.
Mit Freunden sprechen
Ich rede mit Freunden und vertrauten Personen über ihre und meine Sichtweise. Manchmal hilft eine frische Perspektive von Aussenstehenden und/oder ein Zwiegespräch mit einem Freund. So kann ich meine persönliche Wahrnehmung reflektieren und überarbeiten.
Alternative Lösung finden
Ich überlege mir auch, ob es eine Möglichkeit gibt, die Dinge und Situationen anders zu gestalten, die besser zu meinen Werten passen, um ein besseres Ergebnis zu erreichen.
Zeit lassen
Bei wichtigen Entscheidungen lasse ich mir einfach die Zeit, um alles in Ruhe zu überdenken, um die bestmögliche Erfahrung zu machen. Es muss sich einfach und richtig anfühlen.
Ich weiss noch nicht genau, wohin es mich führen wird, aber ich wollte mit euch teilen, wie ich versuche, die Balance zwischen den äusseren Umständen und meinem inneren Kompass zu finden. Und wenn ihr auch vor herausfordernden Entscheidungen steht und mal Rat oder einen Austausch braucht – ich bin hier und freue mich immer, Menschen zu helfen, eine optimale Vision zu erschaffen, um eine ermächtigende Entscheidung zu treffen. Oder schreib deine Gedanken hier in die Kommentare und teile sie mit der Community! 🌟
Passt auf euch auf und folgt der Leichtigkeit und Freude, so wird eure Seele gesund!
Euer Ronald 🌿
Möge eure Entscheidungsfindung immer von dem geleitet sein, was euch wirklich wichtig ist. ✨
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