Manchmal muss man loslassen, um zu finden. Fünf Jahre ist es her, dass ich meinen 50. Geburtstag feierte. In diesen fünf Jahren habe ich vieles losgelassen – alte Kleidung, ungenutzte Gegenstände und jetzt, beim Ausmisten, fand ich etwas, das mich sofort zurückkatapultierte: einen Brief. Ein Brief an meinen Vater. Er war der Schlüssel zu einer tiefen Erkenntnis, die mein Leben für immer verändert hat.
Meine persönliche Geschichte über Vater und Sohn
Als ich den Brief von vor fünf Jahren wieder in den Händen hielt, stieg die Erinnerung an den Tag meines 50. Geburtstags wieder hoch. Damals hat mir ein einziger SMS-Gruss von meinem Vater gezeigt, dass etwas in unserer Beziehung nicht stimmt. Es war der Auslöser für eine Wut, die schnell von einer tiefen Traurigkeit abgelöst wurde. Ich hatte mein ganzes Leben versucht, ihn stolz zu machen. Ich sehnte mich nach den Worten: "Ich bin stolz auf dich, mein geliebter Sohn." Dieser Satz ist nie so erklungen, wie ich es mir erträumt hatte. Es fühlte sich an, als hätte ich in diesem einen Projekt – dem Versuch, seinen Stolz zu gewinnen – versagt.
Doch fünf Jahre später erkenne ich in den Zeilen von damals etwas ganz anderes. Ich sehe, dass meine Beobachtung keine Anklage an meinen Vater war, sondern eine Erkenntnis über mein eigenes Inneres. Es war das Ergebnis einer geistigen Programmierung, die ich so lange mit mir herumgetragen hatte. In diesem Brief, den ich 4 Tage nach meinem Geburtstag abgeschickt habe, habe ich damals den ersten Schritt getan, um mit dieser Beziehung Frieden zu schliessen. Ich musste mir eingestehen, dass ich, um wirklich zu wachsen, nicht auf seine Liebe und Anerkennung warten kann, sondern mir diese Liebe selbst geben muss. Das war der Beginn eines aussergewöhnlichen Prozesses, den ich in den letzten Jahren durchlaufen habe. Mittlerweile ist mein grösster Wunsch, dass mein Vater sich selbst anerkennen kann und mehr in seine Selbstliebe kommen kann.
Warum Väter die grössten Spiegel unseres Lebens sind
Diese Reise zur Selbstliebe, Anerkennung und zum Frieden in der Vater-Sohn-Beziehung ist ein Weg, den viele von uns gehen dürfen. Väter sind oft die ersten, die uns spiegeln, wer wir sind und was im Umkehrschluss auch der Fall ist. Ihre Erwartungen, ihr Lob, aber auch ihr Schweigen prägen unser Selbstbild. Aber diese Prägung bedeutet nicht, dass wir für immer in diesen alten Mustern gefangen bleiben und unsere Blockaden behalten müssen. Es bedeutet, dass wir die Macht haben, die Beziehung neu zu definieren und uns für einen neuen Weg in der Ahnenlinie entscheiden dürfen. Aus meiner sich ist es jedem seine heilige Pflicht sich dieser Reise zum authentischen Sein zu stellen.
Oftmals denken wir, wir bräuchten die Erlaubnis unseres Vaters, um erwachsen zu werden, doch die Wahrheit ist: Wir müssen uns diese Liebe und Anerkennung selbst geben. Nur dann können wir auch die Liebe erkennen, die uns andere entgegenbringen – sei es von unseren Vätern oder von anderen Menschen, die uns um unserer selbst willen lieben. Es geht nicht darum, sich von ihnen zu lösen, sondern darum, sich selbst zu finden, um dann eine tiefere, ehrliche und vorwurfsfreie Verbindung zu sich und zu den anderen Seelen aufzubauen.
Fazit & Weisheiten
- Die Beziehung zu unserem Vater formt uns tiefgreifend aber man kann sich auch von diesen Formen wieder lösen.
- Wut und Trauer sind Hinweise auf unerfüllte Erwartungen an diese Beziehung und die Wegweiser zur Heilung.
- Frieden zu finden beginnt nicht bei der anderen Seele, sondern bei uns selbst in dem wir uns selbst vergeben können.
- Selbstliebe ist der Schlüssel, um die Liebe und den Stolz der Anderen wirklich erkennen zu können.
- Unsere Väter sind auch Jungs die Väter hatten, die ihr Bestes gegeben haben, so gut sie es wussten.
Dieser Weg des Aufräumens und des Friedens ist nicht leicht. Er erfordert Mut, Ehrlichkeit und die Bereitschaft, hinzuschauen. Genau solche Themen behandeln wir in unserem Männer-Workshop am 20.09.2025. Hier ist Platz, um in einem sicheren Rahmen über diese und ähnliche Themen zu sprechen und gemeinsam Wege zu finden, die uns zu einem erfüllteren Leben führen. Ich freue mich auf dich.

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